Volksschule in Satrup von den Anfängen bis heute
Geschichte1599 bis 1900
In der alten Schulchronik wird Peter Coster als erster Küster in Satrup erwähnt.
Auf dem Lande hatten nach der Reformation die Küster in den Kirchenorten den Unterricht zu erteilen. Wie im Buch „Angeln“ von Pastor Jensen nachzulesen ist, beschränkte sich der Unterricht in jener Zeit darauf, „daß ein- oder zweimal in der Woche die Jugend des Ortes sich abends im Hause eines Landmannes, bald hier, bald dort einfand, und der Küster ihr den kleinen Katechismus nebst einigen Gebeten, Sprüchen und Liedern mit lauter Stimme vorsagte, so lange, bis die Kinder imstande waren, das Gehörte aus dem Gedächtnis nachzusprechen.“
1631 Bau des wohl ersten Schulgebäudes in Satrup
Diese erste Schule stand in Kohlfeld, sie war einklassig. Zur schulischen Situation heißt es in der Chronik:
„Die Schulverhältnisse waren zu seiner Zeit, wie überall im Lande, recht traurige. Der Generalsuperintendent berichtet darüber: „Mit der Schule ist große Unordnung bisher gewesen. Der Organist, dem sie anvertraut, klagt über seine Wohnung, der Leute Undankbarkeit und geringe Verschickung der Kinder zur Schule trotz Ermahnung des Pastors. Solches zu remedieren ist ein neues Schulhaus erbaut. … Der Schulmeister berichtet, daß er im ganzen Jahr kaum 6 oder 7 Kinder gehabt, welches eine große Schande und Sünde ist, so Gott und die hohe Obrigkeit nicht können ungestraft lassen.“
1646 Die allgemeine Schulpflicht wird eingeführt.
1807 Bau des Küsterhauses
Heute „Rektorhaus“ genannt, jetzt genutzt als Jugendzentrum
1829 Bau einer neuen Schule neben der Kirche
Das Schulgebäude hatte „2 geräumige Klassenzimmer. Die Anzahl der Schüler war damals = 220.“ (alte Schulchronik)
1860 Erweiterung der Schule um einen dritten Klassenraum
1900 bis 1960
Klasse III (Unterklasse) 86 Kinder
Klasse II (Mittelklasse) 78 Kinder
Klasse I (Oberklasse) 75 Kinder
Es heißt dazu in der Chronik:
„Dadurch, daß Satrup sich stark als industrieller Ort entwickelt, ist die Einwohnerzahl des Ortes stark gewachsen. Einen Teil hat ferner dazu beigetragen, daß die Bahn Flensburg-Satrup-Rundhof erbaut wurde, und daß die Bahn Schleswig-Satrup bald fertiggestellt sein wird.“
1905 Bau der neuen Schule mit 5 Klassenräumen auf den Fundamenten der alten
1911 Schülerzahl erstmals über 300 in 5 Klassen
1919 Mehr als drei Jahrhunderte standen die Schulen unter der Aufsicht der Kirche.
In diesem Jahr findet sich der letzte Hinweis auf eine „Schulvisitation“ unserer Volksschule durch den Generalsuperintendenten, einen hohen kirchlichen Würdenträger.
1921 Größte Schülerzahl zwischen den Weltkriegen: 340
1945 Schulgebäude dient als Reserve-Lazarett für 200 Verwundete.
Vier Monate fällt die Schule aus, danach wird eine Zeit lang in zwei Lazarettbaracken unterrichtet.
1947 Mit 641 Kindern an der Volksschule höchster je erreichter Schülerstand
(Damals gab es noch keine Realschule.)
Nach Einrichtung der Außenstelle der Flensburger Höheren Schulen in der sog. „Baracke“ auf dem Platz des heutigen Feuerwehrgerätehauses sinkt die Schülerzahl auf 612 Schüler (davon 287 Flüchtlinge!). Die Kinder sind in 12 Klassen eingeteilt.
1948 Durch Gründung der dänischen Schule verringert sich die Schülerzahl um 72 Kinder.
Einrichtung der ersten Aufbauklasse an der Volksschule (Das sind die Ursprünge der heutigen Realschule.) Die „Volksschule“ wird später umbenannt in
„Volksschule mit Aufbauzug“.
1952 Fertigstellung des 1. Bauabschnitts der neuen Schule
in der Schleswiger Straße (das Gebäude rechts vom Haupteingang)
1955 Fertigstellung des 2. Bauabschnitts (Seitentrakte nach rechts)
1980 bis heute
Ab 1967 gehen die Sonderschüler/-innen nach Sörup.
Einweihung der Turnhalle (Sie war bereits 1927 vergeblich beantragt worden.)
Gründung der Elternfördergemeinschaft
1969 Die Schüler/innen aus Rüde kommen nach Satrup.
Einweihung des 3. Bauabschnitts (Seitentrakte nach links zur Gärtnerei Bromberg)
1970 Die Kinder aus Torsballig und Havetoftloit kommen nach Satrup.
1971 Die Schule heißt jetzt „Grund- und Hauptschule mit Realschulzug“.
Auch alle Kinder aus Schnarup-Thumby kommen nach Satrup. Wegen der Raumnot (634 Schüler/innen) wird an 5 verschiedenen Orten unterrichtet: Schleswiger Straße, Flensburger Straße, Gemeindehaus, Rüde und Torsballig.
1972 Einweihung des 4. Bauabschnitts (zweigeschossiger Teil)
1975 Höchste jemals erreichte Schülerzahl: 829
(Grund- und Hauptschule: 462, Realschulzug: 367)
1976 Neuer Schulname: „Realschule mit Grund- und Hauptschulteil Satrup“
1980 Die Grund- und Hauptschule wird wegen der Größe des Gesamtsystems als eigenständige Schule von der Realschule abgeteilt.
Die beiden Schulen heißen „Grund- und Hauptschule Satrup“ und „Realschule Satrup“. Die Elternfördergemeinschaft ist weiterhin für beide Schulen zuständig.
Schülerzahl in der Grund- und Hauptschule: 365
1988 Erste integrative Maßnahme an der Schule
(Ein Schüler mit anerkanntem sonderpädagogischem Förderbedarf wird in einer Grundschulklasse unterrichtet.)
1990 Die Schülerzahl sinkt bis auf 249 ab.
Seitdem steigt sie sehr stark an, sodass an der Schule seit 1994 wieder Raumnot herrscht und gebaut werden muss.
1993 Die „Betreute Grundschule“ wird als Elterninitiative gegründet.
1996 Die Schule gibt sich den Namen „Regenbogenschule“.
Fertigstellung des 5. Bauabschnitts hinter der Turnhalle.
2000 Der 6. Bauabschnitt (je ein Klassen- und Fachraum) wird fertiggestellt.
Wegen reger Bautätigkeit im Amt Satrup steigt die Schülerzahl stark an (411 Schüler, 19 Klassen). Trotz des Anbaus fehlen zwei Klassenräume. Die Schülerzahl erreicht am Ende des Schuljahrs 2003/04 mit 465 in 21 Klassen den höchsten in der Grund- und Hauptschule je erreichten Wert.
Der 7. Bauabschnitt (Aufstockung) wird fertiggestellt. Die Verwaltung zieht in die ehemalige Hausmeisterwohnung um.
Als weitere Schritte dieser großen Schulbaumaßnahme folgen: Grundsanierung des Technik-Traktes (2005) und des naturwissenschaftlichen Mehrzweckraums (2006) und schließlich der Umbau des neuen Lehrezimmers (2007).
2008 Bau der neuen Sporthalle
Vom Schuljahr 2008/09 an gibt es in Satrup keine Hauptschule mehr. Sie wird mit der Realschule zusammengelegt zur neu eingerichteten Gemeinschaftsschule.
Interessantes
In einem Regierungsschreiben wird u. a. Folgendes bekannt gegeben:
Kreisschulinspektoren, Lokalschulinspektoren, Lehrer und Lehrerinnen haben schleunigst, spätestens bis Ostern, sich im ganzen und einzelnen genau mit der Orthographie bekanntzumachen.
In den Konferenzen soll darüber beraten werden, ob die ältesten Jahrgänge einklassiger Schulen bei der bisher mit ihnen eingeübten Schreibweise zu belassen seien.
Für arme Kinder ist auf Kosten der Schulkasse die Orthographie anzuschaffen.
Nach dem Erscheinen der orthographisch abgeänderten Auflage der Schulbücher haben alle Kinder, die noch nicht im Besitz derselben sind, diese neue Auflage anzuschaffen. Erscheinen neue Auflagen, wird solches durch Zirkulare bekanntgemacht.
Über das Fahrrad lesen wir 1894:
„Das zur Zeit moderne Beförderungsmittel, das Zweirad, bürgert sich auch in unserm Dorfe immer mehr ein. Es wird nicht nur von Jüngeren sondern auch von den Älteren benutzt. Bauern und Bauernsöhne, Commis und Gesellen, Knechte und Lehrlinge tummeln sich auf dem Stahlroß. Es scheint dieser Sport etwas Krankhaftes zu werden, und wundern muß man sich darüber, wie manche die Anschaffungskosten, etwa 250 Mark, aufbringen können dafür.“
Zum Vergleich: Der zweite Lehrer verdiente damals 1050 Mark im Jahr, ein Brot kostete 40 Pfennig!
Körperliche Züchtigung (1900)
Eine Verfügung des Herrn Minister vom Februar bestimmt, dass jede einem Schüler erteilte körperliche Züchtigung mit Begründung in ein besonderes Heft einzutragen sei.
Im für diesen Zweck eingerichteten „Straf-Verzeichnis“ von Torsballig sind Gründe für Stockschläge festgehalten. Dort finden sich z. B. Ungehorsam, Trotz, Unsauberkeit, Trägheit, Faulheit, Unhöflichkeit, Unaufmerksamkeit, Prügeleien, schlechte Arbeiten, Lehrer belogen und betrogen, wiederholt schlecht gelaunt, Hausarbeit vergessen, fortwährendes Zuspätkommen, häufige Störung des Unterrichts.
Unterricht im Pferdestall (1905)
Während der Bauzeit der neuen Schule mussten die Kinder in Behelfsräumen unterrichtet werden. Über diese schwierigen Verhältnisse berichtet der Hauptlehrer Iwersen humorvoll:
„Es waren gemietet Lokale, die als Notbehelf dienten. Das eine von ihnen ein Raum, in dem sonst Öfen und Herde lagerten und zum Verkauf dargestellt waren, war der 3. – die vormittags unterrichtet wurde – und 4. Klasse, die den Unterricht am Nachmittag genoß – überwiesen worden. Das andere Lokal war ein Pferdestall. Wenn auch bei der Verwandlung desselben in einen Schulraum recht tüchtig desinfiziert worden war, so fehlte es nachher doch nicht an Parfüm. Oft gab es auch ein liebliches Konzert, namentlich am Freitag, wo der Ferkelmarkt draußen vor den Fenstern abgehalten wurde. Wenn dann zu den grunzenden, quiekenden, schreienden Ferkeln, den rufenden, schimpfenden, lachenden Käufern und Verkäufern, den knallenden Peitschen, den stampfenden Rossen im Stalle nebenan, der nur durch eine dünne Bretterwand von dem Schullokale getrennt war, die Katze auf den Boden sich in allerlei tiefen und hohen Tönen vernehmen ließ, dann fehlte kaum noch etwas mehr als ganz andächtige, aufmerksame Zuhörer. Andächtig? Ja, denn das Konzert erreichte gerade gegen Schluß der ersten Stunde (Religionsstunde) seinen Höhepunkt, nachher flaute es mehr ab, um sich gegen Mittag im Sande zu verlaufen, so daß dieses Stück Leben die zweite Klasse, die sich nachmittags zur Arbeit einfand, nicht berührte. Immerhin freuten wir uns sehr, ein Lokal zu besitzen, wo wir unserm Werk an den uns anvertrauten Kleinen genügen konnten, da doch von einer schwereren Störung des Unterrichts eben nur am Freitag und dann auch, allerdings recht stark, hauptsächlich von ½ 8 bis 9 Uhr morgens. Übrigens, muß ich bemerken, haben sich die Schüler, die eben mit jenem Umstande rechneten, außerordentlich brav gehalten und sich möglichst wenig beirren lassen.“
Temperatur in der Schule
Eine Verfügung der Königlichen Regierung vom 30. März 1892 schreibt vor, dass „zur Winterzeit beim Beginn des Unterrichts die Temperatur des Schullokals nicht unter 12° Celsius betragen“ dürfe.
Rektor Wille schreibt über den strengen Winter 1945/46:
„Als nach Weihnachten starker Frost einsetzte und der Schule keine Feuerung geliefert wurde, konnte mehrere Wochen hindurch nur Aufgaben-Unterricht erteilt werden. In Mänteln, mit Mützen und Handschuhen saßen die Kinder in den kalten Räumen, und manchmal entglitt den erstarrten Händen der Griffel oder die Bleifeder. Doch hielten sie tapfer durch, und außer Erkältungen ist es zu ernsthaften Erkrankungen größeren Ausmaßes nicht gekommen.“
Unterrichtsausfall
In der Vergangenheit musste mehrfach der Unterricht für Tage, Wochen oder sogar Monate ausfallen, z. B. wegen Krankheiten oder als Folge der Weltkriege:
1804 Diphtherieepidemie
1891 Scharlachepidemie
1905 Masernepidemie
1939 Kinderlähmung
1917 Kohlenmangel
1919 Kohlenmangel
1940 Kohlenmangel
1939 Bau eines Luftschutzbunkers
1945 nach der Kapitulation
1879 fällt der Unterricht mehrere Tage wegen einer Maikäferplage aus. Die Jungen mussten Maikäfer sammeln. Es wird berichtet, dass von den drei Kastanienbäumen vor dem alten Küsterhaus 300 Pfund und in Satrup insgesamt 10 000 Pfund, also 100 Zentner Maikäfer gesammelt wurden! Jeder Sack wurde für 3 Mark abgeliefert!
Die Schulleiter
Von 1599 bis 2008 hat es nach den lückenlosen Aufzeichnungen insgesamt lediglich 16 Schulleiter gegeben. Jeder von ihnen war also im Durchschnitt mehr als 25 Jahre im Amt!
Anfangs war der Küster einziger Lehrer und zugleich Schulleiter. Später kamen noch „Gehülfslehrer“ bzw. „Unterlehrer“ und auch „Präparanden“ dazu.
Als 1859 erstmals ein zweiter selbstständiger Lehrer eingestellt wurde, wurde der Leiter der Schule zum Hauptlehrer ernannt. Natürlich war er weiterhin auch Organist und Küster.
Anfang des 20. Jahrhunderts vergrößerte sich die Zahl der Klassen, und damit auch die Zahl der Lehrkräfte. Als die Schule im Jahre 1921 sechsklassig war, wurde der Hauptlehrer Paul K. A. Wille zum ersten Rektor der Schule befördert.
Es folgten:
1946 – 62 Karl Drenckhahn
1962 – 80 Erwin Brandt
Nach der Teilung der Schule 1980:
Grund- und Hauptschule Satrup („Regenbogenschule“)
bis 2008 Hans Jürgen Dieckmann
seit 2008 Dr. Gudrun Philip
Realschule Satrup
bis 1983 Erwin Brandt
seit 1983 Ingbert Pirk